Was ist ein Kimono?
Kimono heißt wörtlich übersetzt "Anzieh-Sache".
Der
Kimono ist ein traditionelles japanisches, etwa fußknöchellanges Kleidungsstück ohne Knöpfe oder sonstige Verschlüsse, das lediglich in der Taille mit einer Schärpe (
Obi) gebunden wird. Vorne liegt die linke über der rechten Seite, unabhängig vom Geschlecht. Nur bei Verstorbenen schließt man den Kimono rechts über links.
Ein
Kimono besteht aus mehreren Bahnen Stoff, die nur minimal beschnitten und zusammengenäht werden.
Der Kimono im modernen Japan
Heutzutage ist nicht mehr der
Kimono das meistgetragene Kleidungsstück in Japan, sondern westliche Kleidung. Dennoch hat sich der
Kimono hartnäckig seine Vorrangstellung für festliche Anlässe bewahrt, vor allem bei Frauen.
Nachdem sich seit der
Meiji-Zeit der
Kimono auf den Rückzug aus dem Straßenbild befand, besinnt man sich heute in Japan allmählich wieder auf die althergebrachte Kleidungs-Tradition und läßt den
Kimono neu aufleben.
Dabei sind es nicht einmal nur ältere Leute, die den
Kimono der westlichen Kleidung vorziehen, sondern zunehmend auch Jüngere. Ein Teil der
Kimono-Liebhaber nimmt es sehr genau mit der Kleiderordnung und richtet sich in jedem Detail nach der Tradition. Da stimmt die Unterkleidung ebenso wie die Art der Fußbekleidung. Vor allem bei der jüngeren Generation erfreuen sich Kombinationen von Tradition und Moderne wachsender Beliebtheit. So werden z.B. farbige
Tabi zu einem klassischen
Kimono getragen,
Hakama mit westlichen Schuhen kombiniert, die Haare gefärbt oder man läßt sich andere Feinheiten einfallen, um nicht konservativ, sondern modisch-schick zu wirken.
Aus welchem Material besteht ein Kimono?
Kimono gibt es in Seide, Wolle, Baumwolle, Leinen und Synthetik.
Ein formeller
Kimono ist am ehesten aus hochwertiger Seide gefertigt.
Kimono aus Wolle werden eher im Winter getragen, Baumwoll- und Leinen-
Kimono hingegen trägt man in der wärmeren Jahreszeit, z.B bei Straßenfesten oder in der Freizeit. Synthetik-
Kimono erfreuen sich aufgrund ihrer Pflegeleichtigkeit und des erschwinglichen Preises wachsender Beliebtheit.
Die Muster werden eingewebt, aufgedruckt, -gemalt oder -gestickt. Oft werden die verschiedenen Techniken miteinander kombiniert. Die Arbeitsgänge, die für die verschiedenen Färbe und Webtechniken nötig sind, werden heutzutage immer häufiger durch Maschinen übernommen. Ein
Kimono von gehobener Qualität ist jedoch rundum von Hand gefertigt.
Welche Faktoren beeinflussen Material und Gestaltung des Kimono?
Die Beschaffenheit des
Kimono richtet sich nach folgenden Faktoren:
- Alter
- Geschlecht
- Familienstand
- Sozialstand
-
Anlaß, zu dem der Kimono getragen wird
- Aktuelle Jahreszeit
Junge, unverheiratete Japanerinnen tragen farbenprächtige
Kimono mit nahezu bodenlangen Ärmeln (
Furisode) bei ihrem Neujahrsbesuch am Schrein, zum Tag der Volljährigkeit und zu anderen festlichen Anlässen. Kinder tragen bunt gemusterte
Kimono beim
Shichi-go-san-Fest. Natürlich ist der
Kimono auch unverzichtbarer Bestandteil der Bekleidung einer
Geisha (
s.Foto).
Der prächtigste
Kimono ist wohl unbestritten der traditionelle
Brautkimono. Dieser besteht aus mehreren dünnen Unterkleidern und einem mit Silber- oder Goldfäden durchwirktem Übermantel aus exquisitem, schwerem Brokatstoff.
Was kostet ein Kimono?
Ein hoher Anteil an Handarbeit bei der Herstellung eines
Kimono und die Verwendung auserlesener Materialien wirken sich natürlich auf den Anschaffungspreis aus, und so variiert die Preisspanne für einen
Kimono je nach Qualität zwischen unter 100 und über 10.000 Euro.
Bei der Anschaffung einer kompletten Damen-
Kimono-Ausstattung inklusive
Tabi,
Unterkleid (
jûban), traditionellem Schuhwerk (
zôri,
geta) und verschiedenem Zubehör (Fächer, Handtasche, Bänder, Haarschmuck etc.) kommt man leicht auf rund 20.000 Euro.
Da die Anschaffung des außerordentlich teuren
Hochzeitskimono (
Uchikake / Shiromuku) so manche Familie in den Ruin treiben würde, ist es sehr weit verbreitet, ihn stattdessen zu mieten. Die Miete eines Brautkimono beläuft sich "nur" auf mehrere Tausend Euro. Wertvolle
Kimono werden gerne auch an die nächste Generation weitergereicht.
Welche Kimono-Größen gibt es?
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Kimono-Mädchen mit Haori, Tasche, Zôri und Haarschmuck
(©: Japanberatung - Dr. Blassen, www.japantraining.de)
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Im Allgemeinen gibt es nur eine Größe für Kimono, ungeachtet des Geschlechts, der Körpergröße oder der Leibesfülle. Die Standardgröße eines Kimono orientiert sich an den durchschnittlichen Körpermaßen der Japaner. Für Kinder gibt es verschiedene kleinere Größen. Winzige Kimono gibt es sogar für Neugeborene oder Krabbelkinder.
Aber diese Größe kann doch unmöglich Jedem passen?
Bis zu einer gewissen Obergrenze der Körpermaße ist der Kimono durchaus anpassungsfähig. Zur Regulierung der Länge wird z.B. eine Stofffalte in Taillenhöhe eingezogen oder ausgelassen.
Da sich die Weite bei Kimono mit Standardmaßen nur sehr begrenzt anpassen läßt, müssen Kimonoträger mit Übergrößen (Sumoringer!) auf Sonderanfertigungen zurückgreifen. Da sich die durchschnittliche Körpergröße der Japaner im Verlauf der Jahrzehnte nach oben hin geändert hat, sind heutzutage jedoch auch in den Warenhäusern immer häufiger auch verschiedene Größen erhältlich.
Sehen Herrenkimono anders aus als Damenkimono?
Herren- und Damenkimono unterscheiden sich kaum in ihrer Grundform.
Die wichtigsten Gestaltungs-Unterschiede liegen in der Farb- und Mustergebung, der Weite der Ärmel und den Maßen des Obi. Bei Damenkimono richten sich Ärmelweite, Farben und Muster nach dem Anlaß und der Jahreszeit, sowie dem Alter, Familienstand und Sozialstand der Frau.
Die gestalterische Vielfalt bei Herrenkimono ist bei weitem nicht so groß wie bei Damenkimono. Unterschiede ergeben sich bei gleichbleibendem Schnitt überwiegend aus der Stoff- und Designwahl. Üblich sind bei Herrenkimono dunkle, gedämpfte Farben, vor allem Schwarz oder Dunkelblau. Die Muster sind fein und dezent, der Stoff zumeist glatt und nicht glänzend. Stoffe mit Webstruktur und helleren Farben findet man eher bei nicht-formellen Kimono.
Bei sehr formellen Anlässen tragen Männer zusätzlich Hakama (Hosenrock) und Haori (Kimono-Jacke).
Welche Kimono-Arten gibt es?
Es gibt nicht nur eine Sorte von Kimono, sondern je nach Anlaß, Alter, Familienstand und Sozialstand unterscheidet man bestimmte Kimono-Variationen. Im Folgenden beschreiben wir kurz die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Kimono-Arten:
Tomesode: Der Tomesode ist der formellste Kimono für verheiratete Frauen. Er wird z.B. zu Hochzeiten getragen. Der Obi zum Tomesode ist farbig gemustert.
a) Kuro tomesode: Sehr formeller Frauenkimono mit schwarzer Grundfarbe. Muster nur am unteren Rand des Kimono. Ärmelweite bei seitlich ausgestrecktem Arm maximal bis zur Hüfte. 3 oder 5 kleine Familienwappen (kamon) auf Brust, Rücken und Ärmeln.
b) Iro tomesode: Sehr formeller Kimono für verheiratete Frauen mit Muster nur am unteren Rand des Kimono auf einfarbigem Hintergrund. Ärmelweite bei seitlich ausgestrecktem Arm maximal bis zur Hüfte. Kann 3 - 5 kleine Familienwappen (kamon) auf Brust, Rücken und Ärmeln haben.
Hômongi: Einfarbiger, halbformeller Kimono ohne Familienwappen für verheiratete und ledige Frauen. Wird z.B. von Hochzeitsgästen, aber auch zu Besuchszwecken getragen. Das Muster kann sich über die untere Hälfte und einen Ärmel ziehen oder auch über den gesamten Kimono.
Tsukesage: Kimono mit schlichterem, dezentem Muster überwiegend unterhalb der Taille. Für verheiratete und ledige Frauen.
Iromuji: Einfarbiger, ungemusterter Kimono für ledige und verheiratete Frauen. Der Stoff kann strukturiert sein.
Komon: Alltagskimono mit feinem, sich wiederholendem Muster auf dem ganzen Kimono. Für verheiratete und ledige Frauen.
Edokomon: Das Muster des Edokomon-Kimono ist so fein, daß der Kimono von weitem wie ein Iromuji-Kimono wirkt, also einfarbig erscheint.
Uchikake: Farbiger Hochzeitskimono der Braut aus schwerem, mit glückbringenden Symbolen durchwirktem und besticktem Seidenbrokat. Die beliebteste Grundfarbe des Uchikake ist Rot; es kommen aber auch Schwarz oder andere Farben vor. Die Verzierungen sind zu einem großen Teil gold- und silberfarben. Die Ärmelschleppen hängen bis zu den Fußknöcheln herab. Der Uchikake ist um ca. 30-40 cm länger als die anderen Kimono, so daß der untere Saum über den Boden schleift. Zum Uchikake trägt die Braut keine Kopfbedeckung, sondern lediglich prachtvollen Kopfschmuck. Ohne Hilfe kann die Braut den Uchikake weder korrekt anziehen noch sich damit angemessen fortbewegen. Bis zur Edo-Zeit (1603-1867) war der Uchikake der formelle Kimono von Samurai-Frauen und Adeligen.
Shiromuku: Schwere, komplett weiße Robe aus Seidenbrokat mit eingewebten, glückverheißenden Motiven (Kranich, Pinie etc.). Variante des traditionellen Hochzeitskimono der Frau. Der Shiromuku ist, ebenso wie der Uchikake, bedeutend länger als andere Kimono und hat eine verstärkte Saumschleppe. Zum Shiromuku trägt die Braut eine traditionelle, mit Kopfschmuck ergänzte weiße Haube.
Furisode: Farbenprächtiger, reich gemusterter Kimono mit weiten, lang herabhängenden Ärmeln. Der formellste Kimono für junge, unverheiratete Frauen.
Kofurisode: Wie Furisode, jedoch die Ärmel sind "nur" etwa 75 cm lang.
Yukata: Leichter, ungefütterter Freizeit-Kimono aus Baumwolle, Leinen oder Hanf für Frauen und Männer. Typische Grundfarben sind Blau-Weiß. Der Yukata wird vor allem im Sommer z.B. zu Sommerfesten getragen. In traditionellen japanischen Hotels (ryokan) liegen in den Zimmern immer Yukata für die Gäste bereit. Zuhause oder im Hotel bindet die Frau den Yukata mit einem schmalen Baumwoll-Obi, in der Öffentlichtkeit jedoch mit einem breiten Obi. Männer binden den Yukata immer mit einem schmalen Obi.
Mofuku: Eigentlich allg.:"Trauerkleidung" (inkl. westl. Trauerkleidung). In Bezug auf japanische Kleidung bezeichnet Mofuku jedoch einen Trauerkimono für Männer und Frauen, der bei der Beerdigung von nahen Verwandten getragen wird. Die Grundfarbe ist Schwarz ohne Muster und evtl. mit Kamon. Zum Mofuku trägt man einen schwarzen Obi und zumeist weiße Tabi.
Folgende Tabellen geben einen Überblick darüber, welche Art von Kimono wann getragen wird:
- "Welchen Kimono tragen Frauen zu welchem Anlaß?"
- "Welchen Kimono tragen Männer zu welchem Anlaß?"
Kimonopflege:
Wie reinigt man einen Kimono?
Da ein Kimono mit lockeren Stichen genäht ist, ist es ein Leichtes, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen und dann nur die verschmutzten Teile zu waschen. Früher war diese Verfahrensweise üblich. Der Waschmaschine sollte man einen handgenähten Seiden-Kimono auf keinen Fall anvertrauen. Auch die Reinigungsdienste hierzulande dürften aufgrund mangelnder Erfahrung kaum für die Säuberung eines Kimono qualifiziert sein.
Eine schonende Reinigung von Hand in lauwarmem Wasser ist daher der Wäsche in der Waschmaschine oder der chemischen Reinigung unbedingt vorzuziehen. Wird ein seidener Kimono der oberen Güteklasse zu lange im Wasser belassen, zieht sich der Stoff aufgrund seiner Beschaffenheit unter Umständen stark zusammen. Auf keinen Fall darf der Kimono nach der Wäsche ausgewrungen oder in der Maschine geschleudert werden. Zum Trocknen hängt man den Kimono am besten naß auf eine gerade Stange, die man durch die Ärmel schiebt. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Kimono-Halter.
Wie lagert man einen Kimono?
Westliche Kleidung kann man problemlos auf einen Kleiderbügel hängen. Bei einem Kimono ist dies jedoch nicht zu empfehlen, da sich sonst der Stoff mit der Zeit an einigen Stellen verzieht oder unerwünschte Falten oder Ausbuchtungen bekommt. Daher sollte man den Kimono möglichst sorgfältig faltenfrei und flach falten, dabei zusätzlich in Seidenpapier oder Ähnliches einschlagen und an einem dunklen, trockenen und staubfreien Ort aufbewahren. Einen Mottenschutz nie direkt auf den Kimono legen. Durch zu lange oder falsche Lagerung (Feuchtigkeit, Sonne etc.) kann der Stoff ausbleichen, brüchig werden oder Stockflecken bekommen.
Was ist ein Obi?
Der Obi ist die Schärpe, mit der der Kimono gebunden wird. Ohne Obi würde der Kimono vorne offenstehen und wenig elegant herumflattern. Es gibt Obi für Männer, Frauen und Kinder in verschiedenen Breiten und Längen.
Ein Frauen-Obi ist zwischen 3,20m - 4,20m lang und 15 - 32cm breit. Männer-Obi hingegen sind bedeutend kürzer und haben eine Durchschnittsbreite von etwa 5-6cm. Wir haben für Sie die Obi-Maße übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt.
Die Gestaltung und Maße des Obi richten sich ebenso wie der Kimono nach Alter, Geschlecht, Familienstand, Sozialstand, Anlaß und Jahreszeit. Bei Frauen ist der Obi oft das teuerste Stück der Bekleidung, denn je formeller der Anlaß, desto hochwertiger sind die Verarbeitung und das Material. Besonders prachtvolle Frauen-Obi sind aus schwerem, reichverziertem Seidenbrokat. So verwundert es nicht, daß der Wert eines Obi durchaus den Wert eines Kimono übertreffen kann. Für einen neuen Frauen-Obi, je nach Qualität und Ausführung, muß man unter Umständen etliche tausend Euro bezahlen. Männer-Obi hingegen spielen bei den Anschaffungskosten aufgrund ihrer weitaus schlichteren Gestaltung keine dermaßen gewichtige Rolle.
Für Frauen-Obi gibt es die verschiedensten, teilweise recht komplizierten Binde-Möglichkeiten, die ebenfalls bestimmten Kriterien unterworfen sind. Männer-Obi werden mit einem schlichten Knoten gebunden.
Kimono-Grundwörter:
Kimono: Traditionelles japanisches, etwa fußknöchellanges Kleidungsstück mit weiten Ärmeln ohne jegliche Verschlüsse.
Jûban: Unterkleid für den Kimono. Erfüllt auch den Zweck, den Kimono vor Verschmutzung zu schützen.
Haori: Etwa oberschenkellange Überjacke für den Kimono. Wird mit einer Schnur unter Brusthöhe gebunden.
Haori-himo: Geknüpfte Schnur mit Fransen-Enden, mit der der Haori verschlossen wird. Besonders hochwertige Haori-himo sind aus handgeknüpfter Seide (s. hierzu auch unseren Artikel über "Kumihimo - die japanische Kunst, Schnüre zu flechten").
Michiyuki: Überjacke für den Kimono. Im Gegensatz zum Haori ist der Michiyuki länger und wird mit Knöpfen geschlossen. Der Halsausschnitt ist rechteckig.
Hakama: Weites Beinkleid aus festem Stoff mit mehreren Bügelfalten. Als Hosenrock oder Hose erhältlich. Der Hakama wird in der Taille mit einem Band gebunden.
Obi: Schärpe, mit der der Kimono gebunden wird.
Obijime: Geknüpfte Schnur, mit der der Obi zusammengehalten wird.
Tabi: Traditionelle japanische Fußbekleidung aus festem Gewebe mit einer Unterteilung für die Großzehe. An der Ferse befinden sich Ösenverschlüsse. Die Sohle besteht aus etwas dickerem Material. Klassische Tabi sind weiß oder schwarz.
Zôri: Sandalenartige Fußbekleidung mit Zehenriemen. Die Sohle ist aus nachgiebigem Material. Es gibt keinen Unterschied zwischen Rechts und Links. Zôri trägt man zum Kimono. Männer-Zôri haben eine rechteckige Grundform mit abgerundeten Ecken. Frauen-Zôri sind schmaler und leicht oval.
Geta: Sandalenartige Fußbekleidung mit Zehenriemen. Die Sohle ist aus Holz. Es gibt auch bei Geta keinen Unterschied zwischen Rechts und Links. Gewöhnliche Geta trägt man eher zum Yukata.
Yotsumi: Kimono für 4-13-jährige Kinder
Hitotsumi: Langer Kimono für Kinder
Kamon: Familienwappen, die den Formalitätsgrad eines Kimono erhöhen. Kamon in ihrer traditionellen Verwendung sind ein Zeichen für die Abstammung von einer Adels- bzw. Kriegerfamilie.